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Einfluss von Mangelernährung aufs Gehirn


Gehirn
Bild: Wix Mediathek

Für seine tägliche Funktion benötigt unser Körper Energie, die er in Form von Nahrung zu sich nimmt. Die wichtigste Energiequelle ist Glukose. Sie wird für lebenswichtige Funktionen wie Herzschlag, Atmung, Gehirnfunktion, Muskeltätigkeit und Stoffwechselprozesse benötigt und als Glykogen in der Leber sowie in den Muskeln gespeichert.


Am meisten Energie verbraucht das Gehirn, nämlich fast ein Viertel des Gesamtenergiebedarfs.

Es benötigt die Energie in Form von Glukose. Die Glukosemenge, die täglich mit der Nahrung aufgenommen wird, wird bis zu zwei Dritteln vom Gehirn beansprucht. Länger andauernder Nahrungsmangel führt dazu, dass unser Körper auf seine Reserven zurückgreift. Zuerst löst er seine Glykogenspeicher auf, um Glukose frei zu setzen, dann baut er Fettreserven ab. Sind alle Reserven aufgebraucht, wandelt er Muskelprotein in Glukose um, wodurch die Muskeln abgebaut werden.


Wenn genügend Nahrung über längere Zeit ausbleibt, wie es bei der Anorexie der Fall ist, ist der Körper nicht mehr in der Lage, genügend Glukose umzuwandeln.


Er beginnt Neuronen abzubauen, wodurch die graue Hirnmasse schrumpft.

Das hat eine Beeinträchtigung der Gehirnleistung und damit eine direkte Beeinflussung der Psyche zur Folge. „Bildgebende Untersuchungen des Gehirns von magersüchtigen Patient:innen haben anatomische Merkmale der Schrumpfung des Gehirns, des Verlusts neuronaler Zellkörper und einer Verringerung der Dichte der synaptischen Verbindungen gezeigt.“(1)


Das Gehirn verfügt über ein grosses Regenerationspotential. Je nach Dauer des Energiemangels kann die graue Hirnmasse während der Genesung wieder vollständig hergestellt werden. (2) Die Heilungschancen sind umso grösser, je jünger die Patienten sind, je rascher der Energiemangel behoben und ein gesundes Gewicht wieder hergestellt wird. (3) Bei einer AN im Kinder- und Jugendalter, die weniger als drei Jahre dauerte, liegen die Heilungschancen bei 90%. (4)


Je niedriger die zur Verfügung gestellte Energie ist, desto länger dauert die Hirnheilung.(5)

Wird die Gewichtszunahme zu früh gestoppt, kann dies zur Chronifizierung der Krankheit führen, da das Gehirn keine zusätzliche Energie für die Regeneration erhält. Studien haben nachgewiesen, dass es Patient:innen, die während der stationären Behandlung mehr Gewicht zugelegt hatten, besser ging als solchen mit tieferem Gewicht.(6) Dabei wirkt sich besonders ein Fettanteil in der Nahrung von mindestens 40% positiv auf die psychische Verfassung Betroffener aus.(7)




Quellen:


(1) Ganci, M. (2015). FBT überleben: Kompetenzhandbuch für Eltern: Familienbasierte Behandlung (FBT) für Anorexia nervosa bei Kindern und Jugendlichen; LMD Publishing.

(2) Salerno, L., Rhind, C., Hibbs, R., Micali, N., Schmidt, U., Gowers, S., Macdonald, P., Goddard, E., Todd, G., Lo Coco, G., & Treasure, J. (2016). An examination of the impact of care giving styles (accommodation and skilful communication and support) on the one year outcome of adolescent anorexia nervosa: Testing the assumptions of the cognitive interpersonal model in anorexia nervosa. Journal of Affective Disorders, 191, 230–236.

(3) Seitz, J. et al. (2013). Morphological Changes in the Brain of Acutely Ill an Weight-Recovered Patients with Anorexia Nervosa. https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000265

(4) Vgl. Treasure, J., Smith, G., Crane, A. (2017). Skills-based Caring for a Loved One with an Eating Disorder. Taylor and Francis.

(5) Ravin, S. (2014). Weight Gain Predicts Psychological Improvement in Anorexia Nervosa. https://blog.drsarahravin.com/eating-disorders/weight-gain-predicts-psychological-improvement-in-anorexia-nervosa/

(6) LeGrange, D., Lock, J. et al. (2014). Is weight gain really a catalyst for broader recovery? The impact of weight gain of psychological symptoms in the treatment of adolescent anorexia nervosa. https://doi.org/10.1016/j.brat.2014.02.006

(7) Bruinsma, K. A., Douglas, L.T. (2000). Dieting, essential fatty acid intake, and depression. Nutrition review 58.4: 98-108.

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